Biographie
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Portrait André Thomkins
André Thomkins mit seiner Frau Eva
André Thomkins bei der Vorbereitung zur Waldplastik, 1956
Waldplastik, 1956. Entstanden in Zusammenarbeit mit Gérard Esmérian
Materialcollage, 1959. Lackstein mit Foto des sechsjährigen Sohn Oliver, 13,3 x 16,2 cm
André Thomkins Selbstporträt, 1979
André Thomkins im Atelier von Peter Sharrer, Zürich im August 1957
André Thomkins in Essen im April 1958
Portrait André Thomkins
André Thomkins in Essen im April 1958
André Thomkins mit einem seiner Kinder, Essen im April 1958
André Thomkins mit seinem Vater (links)
André Thomkins mit Spoerri, Köln 1983
André Thomkins mit Bernhard Luginbuechl (Mitte)
André Thomkins mit Freunden beim Essen
André Thomkins in Holland, 1970
1930 wird André Thomkins in Luzern geboren. In seinen ersten zehn Lebensjahren leidet er unter Gesundheitsproblemen (1934 muss er sich einer Mastoiditis-Operation unterziehen; 1940 leidet er unter einem Lungenspitzenkatarrh). Mit 15 fängt er zu malen und zu zeichnen an. Während eines Geometriekurses in seiner Realschule wird sein Interesse, geometrische Konstruktionen wiederzugeben, geweckt. Dies spielt eine wichtige Rolle in seiner Entscheidung, sich zum Künstler auszubilden zu lassen.

Von 1947 bis 1949 wird Thomkins vom "Surralisten" Max von Moos bei der Kunstgewerbeschule in Luzern ausgebildet. Nach einem Volontariat bei Unilever in Holland im Jahre 1948 geht Thomkins 1950 nach Paris, um dort die Académie de la Grande Chaumière zu besuchen. Zwei Jahre später heiratet er die Künstlerin Eva Schnell und übersiedelt nach Rheydt. In diesem Jahr erfindet er die "Schwebsel"-Figur. Im Jahr 1953 erscheint die erste Publikation einer seiner Zeichnungen ("Schri Kunst Schri"). 1955 vergrößert sich sein Interesse für Surrealismus; gleichzeitig entdeckt er zufällig die Lackskin-Technik.

1956 beginnt die Bekanntschaft unter anderem mit Paul Gredinger, Peter Storrer und Daniel Spoerri. Zum Thema Maschinenphotographien erwähnt er das erste Mal die sogenannte "Permanentszene". Im Jahr 1957 schafft er das Bühnenbild für die Oper "Die Gans von Kairo". Auch in diesem Jahr schreibt er seine erste Texte mit Palindromen; für die Zeitschrift "Nota" erarbeitet 1959 Thomkins mehrere Palindrome. Am Ende dieses Jahrzehntes beschäftigt sich Thomkins auch mit der Herstellung größere Lackskins, die er in der Badewanne erstellt.

Am Anfang des neuen Jahrzehntes schreibt Thomkins einen längeren theoretischen Text über die Geschichte der Lacktechnik und deren Bedeutung für sein Schaffen. Beim Insitute of Contemporary Art in London werden seine Lackdynamorphosen von Spoerri vorgeführt. Am Endes des Jahres 1960 stellt Thomkins mit Schulze-Fielitz in der Galerie Van de Loo aus. 1961 schafft er das Bühnenbild für Harold Pinters Stück "Der Hausmeister" im Theater am Dom in Köln zusätzlich zu der Platzgestaltung für das von Ulrich S. von Altenstadt entworfene Kulturzentrum in Leverkusen. Gemeinsam mit Schulze-Fielitz plant er zusätzlich die Kirchenausstattungen einer Kirche in Düsseldorf-Eller.

1962 macht André Thomkins eine Lackskin-Demonstration; auch aus Lackskin erarbeitet er in diesem Jahr an der Serie der Astronauten. Er beendet das Ölgemälde "Die Mühlen" und schafft das Bühnenbild für "Ein Amerikanischer Traum" im Theater am Dom. Höhepunkte im Jahr 1963 umfassen seine Fertigstellung der großen Lackskins für die Kirche von Schulze-Fielitz in Düsseldorf-Eller. Die erste Publikation über Thomkins, "André Thomkins. OH CET ECHO! PALINDROME SCHARNIERE" erscheint in diesem Jahr. 1964 schafft er "Shadowbuttoneggs", und im folgenden Jahr arbeitet er an miniaturartigen Tonplastiken. 1966 nimmt Thomkins am evangelischen Kongress "Kunst und Kirche" teil und beschäftigt sich mit den Glasfenstern für die evangelische Kirchen von Sursee.

Thomkins verfasst mehrere Text für die Publikationen von Emmet Williams "Anthology of Concrete Poetry" und arbeitet an zwei großen Glasfenstern für eine Sonderschule (die heute "André Thomkins Schule" heißt) im Jahr 1967. Im folgenden Jahr tritt er in einer gemeinsamen Austellung mit Karl Gerstner, Dieter Roth und Daniel Spoerri auf. 1969 zeichnet sich als das Jahr seiner ersten großen Einzelausstellung in der Galerie Felix Handschin; vor der Kunsthalle Düsseldorf wird seine Aktion "Die Sägler und Nagler" ausgestellt.

Anfang 1970 arbeitet Thomkins an den ersten Paraphrasen nach Werken von Jacques Callot, Johann Heinrich Füssli, Arnold Böcklin und anderen für die 1971 geplante Einzelaustellung im Kunstmuseums Basel; zudem fertigt er unter anderem dichte Collagen aus Pappe an. 1971 stellt er die ersten Drucke mit der eigenen Radierpresse her; im Kunstmuseum Basel findet die erste bedeutende Einzelaustellung in einem Museum statt. Otto Seeber führt mit Thomkins ein Interview (das später transkribiert wird) durch. Er beginnt eine zweijährige Lehrertätigkeit für Malerei und Graphik bei der Kunstakademie in Düsseldorf. Im folgenden Jahr erstellt er das Bühnenbild zum Stück "Das Gasherz" von Tristan Tzara am Schauspielhaus in Düsseldorf.

In den Jahren zwischen 1972-1976 reist Thomkins viel und erleidet zwei Herzattacken. 1976 beginnt er mit roter Erde zu malen, die er aus der Provence mitgebracht hat. Von der Farbgestaltung seiner Frau für die Siedlung an der Aach ist er begeistert; dies spiegelt sich im Pantographen wider. 1977 wird ein bedeutendes Konvolut von Thomkins' Druckgrafik im Buch "Die Druckgrafik und Monotypisches" Edition Stähle, Zürich, publiziert. Eine weitere Publikation in diesem Jahr ist die "Permanentszene" mit Hansjörg Mayer. Er erleidet einen Herzinfarkt.

1978 übersiedelt Thomkins nach Zürich; auch in diesem Jahr ist er zum Mitglied der Berliner Akademie der Künste gewählt. Im folgenden Jahr beteiligt Thomkins sich an Konzerten wie "Performance 79" und "Selten gehörte Musik" in München bzw. Hamburg.
Die 80-er Jahre beginnen für Thomkins mit einem Tonband Interview mit Ursula Perucci-Petri, und auf Radio DRS2 wird die Aufnahme von Thomkins' Lautexperiment "Rauschgeräum" ausgestrahlt. Er wird vom Kunsthaus Zurich zum Kommissionsmitglied der Gottfried-Keller-Stiftung gewählt. Mit Hilfe von Christoph Gredinger baut er ein 25-Meter langes Xylophon. Im Jahr 1981 fertigt er wieder nach 16 Jahren Lackskins in Suppentellergröße an. Im nächsten Jahr erhält er ein DAAD-Stipendium in Berlin; zusätzlich nimmt er eine Lehrerstelle an der Sommerakademie in Salzburg an. 1983 arbeitet er an einem Wandbild in der Nationalbank in Luzern. Später im gleichen Jahr übersiedelt er nach München. Dort erleidet er einen weiteren Herzanfall.

Während eines Besuches bei Christoph Gredinger im Jahr 1984 fängt er wieder an, mit Öl zu malen. 1985 nimmt er an der Mitgliedsversammlung der Akademie der Künste in Berlin teil und arbeitet intensiv mit Ölfarben entweder mit "Rapportmuster" oder Labyrinth-Motiven.

Am 9. November erliegt er in Berlin einem Herzversagen.